Ich kann einfach da sein

Also was kann ich tun, um ihm zu helfen? Ich kann einfach da sein. Das klingt wie wenig, bedeutet aber sehr viel. Für einen Menschen mit Borderline kann das durchaus zu einem festen, verlässlichen Bezugspunkt werden, und das ist immer auch eine heilsame Erfahrung.

Für mich bedeutet das zunächst einmal, das ich mir klar mache, das ich mich auf einen Kontakt 'durch die Glasscheibe' einlasse. Ich kann also erstmal keinen gesunden, normalen Kontakt erwarten. Ich werde immer, um ein weiteres Bild zu verwenden, am Ufer stehen, während er oder sie schwimmt.

Und es bedeutet für mich, an meinem Ufer ganz bei mir zu bleiben. Es kann mir dann durchaus passieren, das er oder sie Einfluss ausüben will oder mir die Wahrheit verweigern wird und gleichzeitig nicht zu wissen, was jetzt wirklich ist, und auch, und gerade dann soll ich  gut bei mir bleiben, und mich  nicht darauf einlassen, irgendeine Schuld bei mir zu suchen.

Ich soll mir im klaren sein, dass neben den gewohnten Strategien auch andere Lösungen funktionieren, um Situationen wie Missverständnisse oder Streit zu klären.  
Ich kann einfach da sein, ein fester verlässlicher Bezugspunkt sein, wenn ich am Ufer ganz bei mir bleibe und sie oder ihn schwimmen lasse.

Das klingt wie wenig, bedeutet viel - und ist alles andere als leicht. Ich werde dafür viel Rückhalt brauchen, wo ich auftanken und mich auch mal ausheulen kann, bei Menschen, in meiner Familie vielleicht, bei einen guten Freund, oder aber auch bei meinen Partner.

So hart es also klingt, das Beste was ich machen kann, ist gut für mich zu sorgen, und gut bei mir zu bleiben.